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Homo Zappiens (Eröffnungsaufgabe zum IDDG13)

In der ersten Woche des MOOC der Fernunihagen (#iddg13) gab es folgende Aufgabe: Suchen und besprechen sie mindestens zwei Ressourcen ihrer Wahl zum Thema Lernen und Lehren in der digitalen Gesellschaft und stellen sie ihre Sichtweise dazu dar.

In diesem Rahmen möchte ich folgende Beiträge einbringen und auf den Impulsbeitrag und die Zusatzbeiträge von Prof Bastiaens beziehen:

1) Das Flipped Classroom Modell

2) CSCL Kollaboratives und kooperatives Lernen mit Google Docs, am Beispiel einer Lerngruppe des Studiengangs BA Bildungswissenschaften für das Modul 2D “Soziologie”.

1) Das “Flipped classroom” Modell oder zu deutsch auch das Modell des “umgedrehten Klassenzimmers” beruht auf der Idee die Grundlagen einer Lerneinheit nicht durch eine One-Man-Show des Lehrers (allgemeiner des Lehrenden) in der (immer zu knapp bemessenen) Unterrichtszeit vorzustellen, sondern die Grundlagen als Selbststudiermaterial im Vorfeld bereitzustellen, um in den Unterrichtseinheiten in eine inhaltliche Diskussion über den erarbeiteten Stoff zu kommen. Ist dieses Konzept nun etwas Neues, “etwas digitales” ? Viele Lehrer werden dies verneinen und sagen, es ähnelt doch stark der Methode Lernmaterial im Vorfeld zu bearbeiten (Lest bis zur nächsten Stunde im Buch Seite xy bis xz) um dann im Unterricht darüber sprechen zu können. Also nichts “Neues” “Digitales” am “flipped classroom – Modell? Nach meiner Meinung sind es die Möglichkeiten in der digitalen Gesellschaft, die dieses Konzept heute so reizvoll machen. Zum einen ist das Grundlagenwissen in vielen medialen Formen darstellbar: Video, Vodcast, Präsentation, Text bieten die Möglichkeit alle Sinnesorgane mit denen gelernt werden kann anzusprechen und das bei zu früher vergleichsweise sehr geringem Aufwand seitens der Lehrenden. Ein weiterer Vorteil des Konzeptes ist die freiere und individuellere Wahl der Lernzeit, sowie der freien Wahl wie oft der Lernstoff wiederholt wird. Der Lernende entscheidet also selbst, wann und mit welchem Aufwand er den Stoff bearbeitet. Dieses setzt aber auch ein hohes Maß an Eigenverantwortlichkeit voraus. Der Lernstoff muss (und zwar so oft bis er verstanden ist) bis zur nächsten Unterrichtseinheit bearbeitet sein, um der zugehörigen Präsenzveranstaltung dann auch folgen zu können bzw. noch besser sich in die dortige Diskussion auch einbringen zu können. Unverstandenes sollte bis dahin zumindestens so als Frage formuliert werden können, dass es von den anderen im Klassenraum auch beantwortet werden kann. Diese notwendige Eigenverantwortung setzt dem Konzept aber auch seine Grenzen, vor allem im schulischen Bereich muss jeder Lehrer selbst beurteilen, ob seine Schüler in der Lage sind mit dieser Verantwortung umzugehen. Im Hochschulbereich arbeiten Christian Spannagel (1) und Jörn Loviscach (4) sehr engagiert und erfolgreich mit dem “Flipped Classroom” Konzept. Nach meiner Meinung ist auch unser Konzept an der Fernuniversität in Hagen ein Flipped Classroom Modell, denn in den Studienbriefen erabeiten wir eigenständig die Grundlagen, mit denen wir dann inhaltlich auf Moodle diskutieren. (hier (2) auf der Informationsveranstaltung des Sommersemesters 2012 BA Bildungswissenschaft schon angedeutet und auf den Folien (3) dargestellt). Nicht nur in der Fernuniversität sondern auch in vielen Erwachsenenweiterbildungen bietet diese Methode eine große Chance Lernen effektiver zu gestalten. Werden vor Beginn einer Präsenzveranstaltung Grundlageninformationen an die Teilnehmer geleitet, können diese sich auf der Präsenzveranstaltung wesentlich besser einbringen, als wenn sie zu gerade gehörten Vorträgen Stellung nehmen müssen, immer unter der Vorraussetzung, dass sich die Teilnehmer auch mit dem Material vorab eigenverantwortlich auseinandersetzen, ansonsten führt diese Methode ins Gegenteil, einer inhaltslosen Diskussion.

Links und Literatur
1) http://wiki.zum.de/Flipped_Classroom
2) http://video.fernuni-hagen.de:8080/ramgen/BA_bildwiss/2012/03/31_01_06.smil
3) http://www.fernuni-hagen.de/videostreaming/BA_bildwiss/201203/schakinnis.pdf
4) http://de.wikipedia.org/wiki/J%C3%B6rn_Loviscach
5) http://www.google.de/url?sa=t&rct=j&q=&esrc=s&frm=1&source=web&cd=9&cad=rja&sqi=2&ved=0CGYQFjAI&url=http%3A%2F%2Fwww.youtube.com%2Fuser%2FJoernLoviscach&ei=NH9_UdmJCsWBtAa3pYHQBg&usg=AFQjCNFozJssMv_FBVTWYnfjKECkO2zXkA&sig2=QOhF-q_7TJAH0GvOFsjVFg

2) CSCL (Hinz 2004) Kooperatives und kollaboratives Lernen am Beispiel der Nutzung von Google Docs in einer Lerngruppe des Studienganges BA Bildungswissenschaften zum Modul 2D “Soziologie”

Kooperatives Lernen (2)bedeutet Aufgaben individuell zu bearbeiten und am Ende zu einer gemeinsamen Lernunterlage den Stoff aller Gruppenteilnehmer zusammenzufügen. Dagegen wird beim kollaborativem Lernen (3) permanent in der Gruppe zusammengearbeitet um ein Dokument zu erstellen, bzw eine Lernaufgabe zu bewältigen (Hinze 2004). In unserer Lerngruppe wurden diese beiden Konzepte kombiniert. Ferner gab es in dieser Gruppe einige digitale Programme, die in diesem Semester zum Einsatz kamen, um den Stoff zu erarbeiten. Zur Projektkoordinierung und für Absprachen aller Art wurde ein Skypegruppenchat eingerichtet. In den ersten Diskussionen über die Erstellung von klausurvorbreitenden Lerndokumenten fiel die Wahl auf Google Docs, aufgrund der Möglichkeit an einem Dokument mit mehreren Leuten gleichzeitig arbeiten zu können. Mit der zusätzlichen Möglichkeit des Chattens neben dem eigentlichen Dokument, kommt hierbei auch nur “klausurrelevantes” in das Lerndokument, trotzdem können Fragen über Art und Gestaltung, Stoffumfang während des Arbeitens abgeklärt werden, ohne die Seite bzw das Programm wechseln zu müssen. Bei Problemen zu deren Klärung der Chat nicht mehr genügte, setzte unsere Lerngruppe zusätzlich die Audiofunktion von Skype ein. Wir haben zu Anfang für jeden Studienbrief ein Lerndokument erstellt und in dieses die Fragen aus Moodle eingefügt. Den ersten Studienbrief haben wir kollaborativ gemeinsam an zwei Abenden erarbeitet. Danach wurden die verbleibenden Studienbriefe aufgeteilt und in kooperativer Arbeitsweise erstellt. Im Anschluss erfolgte dann wieder eine kollaborative Aussprache, um am Ende ein klausurvorbereitungsrelevantes Dokument zu erstellen. Nebenbei erstellten zwei Kommilitoninnen noch Audio Dokumente mit Zusammenfassungen der Studienbriefe, die auf der GoogleDrive Basis der Lerngruppe bereitgestellt wurden und für die alle Lerngruppenmitglieder die Nutzungsrechte erhielten.

Literatur:

(1) Hinze, U. (2004). Computergestütztes kooperatives Lernen. Einführung in Technik, Pädagogik und Organisation des CSCL. Münster: Waxmann.

(2) http://www.kooperatives-lernen.de/dc/CL/index.html

(3)http://elearn.jku.at/wiki/index.php/Gestalten_und_Evaluieren_von_eLearning_Szenarien/Kooperatives_und_Kollaboratives_Lernen_mit_Neuen_Medien

Fazit: Bezugnehmend auf die Impulsbeiträge von Prof. Bastiaens sind meine Beiträge und Ansichten eher dem Ansatz von Prof. Schulmeister zuzurechnen. Denn vor allem in meiner Lerngruppe sind eher DSL (Digital Second Language) Speakers im Sinne des Vortrages von Ian Jukes anzutreffen, die sich aber dennoch lerntintensiv im Bereich der Neuen Medien engagiert haben. Eine endgültige Bewertung inwieweit und mit welchen Merkmalen man eine Generation von “Digital natives” wissenschaftlich verorten kann möchte ich hier aber noch nicht vornehmen, denn eine andere (selbstverständliche Art der Nutzung neuer Medien) nehme ich bei meinem 14- jährigen Sohn dennoch war und werde dieses weiter beobachten, evtl wird im Blog später hierzu noch ein vertiefender Beitrag folgen. Dagegen halte ich die Konnektivismustheorie (1) (2) (3) von G. Siemens und Stephen Downs doch für sehr gewinnbringend in der Lehr- Lernforschung, denn der Zugriff (der sich durch das Internet und die Abrufmöglichkeiten aus diesem) auf Wissen wird auch unser Lernverhalten beeinflussen und gibt dem selbstgesteuerten Lernen der Konstruktivismustheorie neue Impulse. Ob es in Zukunft ausreicht Wissen nur noch abrufen zu können wenn man es braucht, ist eine extreme Position, die sich argumentativ selbst verneint, weil ja Wissen notwendig ist um entsprechende Recherchen überhaupt und vor allem effektiv zu betreiben. Allerdings wird sich der Wissenskanon des aktuellen Bildungsystems hin zu Recherchekompetenzen und weg von Spezialwissen entwickeln müssen. Das ist letztlich auch der Ansatz im Konzept des “Lebenslangen Lernens” (4) , für den wir Recherchekompetenzen benötigen um unser Wissen “On demand” zu erweitern bzw. um unser Netzwerk effizient nutzen zu können.

(1) http://www.elearning2null.de/publikationen/expose/2-lerntheoretischer-hintergrund/

(2) http://widawiki.wiso.uni-dortmund.de/index.php/Konnektivismus

(3) http://silkehinrichs.wordpress.com/2009/08/07/was-ist-konnektivismus/

(4) http://web.archive.org/web/20080822031749/http://www.bmbf.de/de/411.php

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