Monatsarchiv: September 2013
Wikimedia Konferenz zu OER #oerde13 Tag 2
Eingeordnet unter Bachelor Bildungswissenschaften
Wikimedia Konferenz zu OER #oerde13 Tag 1
Quelle: Wikimedia Deutschland e.V.
Eine sehr gut organisierte Konferenz #oerde13 der Wikimedia ist heute nach zwei spannenden Tagen zu Ende gegangen. Dieser Bericht zeichnet meine Erfahrungen von den Sessions nach, die ich besucht habe. Jens Best aus dem Präsidium von Wikimedia eröffnete die Konferenz und forderte die Teilnehmer auf OER (offene Bildungsmaterialien) in Deutschland bekannter zu machen, nicht nur auf dieser Konferenz die Vernetzungsmöglichkeiten on- und offline zu nutzen, sondern OER Materialien einfach zu entwerfen und verfügbar zu machen. In einer Zeit mit Bologna Produktionseinheiten (früher als Studenten bekannt) ist das verfügbar machen von freiem Wissen und Lernmaterial unabdingbar für die Entfaltung von Studenten in Deutschland, damit auch in der EU, denn Bologna ist ja für die gesamte Europäische Union bindend. Die zweite Konferenzbegrüßung hielt Vera Metze Mangold Vizepräsidentin der Deutschen UNESCO-Kommission. Sie sprach sich für eine Bildung für alle aus, auch wenn es eine Utopie ist, so mag das Ziel, einem offenen Zugang zum Bildungsmarkt auch in Entwicklungsländern ein Stück näher zu kommen, hierfür legitim sein. Auch wenn OER in Deutschland am Anfang steht oder gerade weil, ist es verpflichtend OER weiter an die breite Öffentlichkeit zu tragen. Denn OER sind auch eine Chance für kollaboratives Lernen und eine gemeinsame Wissensentwicklung. In den Entwicklungsländer ist dagegen der freie (und kostenlose) Zugang zu den Lehr- Lernmaterialien entscheidend. Offenheit kann Qualität verbessern: z. B. Dozenten, die ihre Materialien/Vorlesungen verbessern, weil sie sich jeder anschauen kann.
Die Keynote zum Kongress steuerte Phillip Schmidt bei. Philipp Schmidt arbeitet zur Zeit in Cambridge (USA) am MIT Media Lab https://www.media.mit.edu/people/ps1. ist aber auch Executive Director und einer der Gründer der Peer 2 Peer University (P2PU https://p2pu.org/en/ ), einer Graswurzel Innovationsschmiede für Online-Lernen. Er führte an das die Foki auf OER in verschiedenen Ländern verschiedene Gründe haben. So ist man in Afrika an Kosteneinsparungen durch OER interessiert, während es in der USA derzeit bei OER mehr um Innovationen geht. Schmidt versteht die OER bezüglich open aber auch als eine „Mitmachbewegung“ und fordert auf OER zu entwickeln. Nicht drüber Reden, sondern machen und über entwickelte OER austauschen sollte das Ziel der OER Initiativen sein. OER bedeutet mitmachen (engl. Re(use), Re(distribute), Revise und Remix. Durch die Dezentralität im Internet, besteht die Möglichkeit selbst etwas beizusteuern und nicht wie bei den alten Medien Funk und Fernsehen als einzelner nur auf der Konsumentenseite zu stehen. Dann kann man das „eiserne Dreieck“ aus Qualität, Kosten, Zugang aufbrechen und muss nicht mehr nach dem Prinzip: „wenn eine der Eckpunkte verbessert wird, sinken Ressourcen für die anderen beiden. Das Internet bietet eine „wunderbare“ Platform für Aktivitäten mit freien Bildungsmaterialen vom Privatentwickler bis zu großen Organisationen und Netzwerken und das in friedlicher und gewinnbringender Koexistenz. – OER ermöglicht zum einen, dass mehr Leute zur Erstellung von Bildungsressourcen beitragen können, zum anderen eröffnet es qualitativ neue Möglichkeiten der Bildung. Statt immer größere Hörsäle zu bauen um das klassische Modell der Bildung im Sinne der Universitätsvorlesung bei stetig wachsenden Studentenzahlen aufrechtzuerhalten, gibt uns OER Möglichkeiten und Chancen (auch in sehr großen Gruppen) gemeinschaftlich zu Lernen. Als Beispiel: http://learn.media.mit.edu – OER-„Prinzipien“. Immer wieder betonte Schmidt das “ Offen“ auf jeden Fall auch als „Lernen durch mitmachen“ verstanden werden soll (muss). Zum Ende erzählte er eine Geschichte des Internets: Ein 9jähriger Pinguinforscher kommt über das Netz mit Wissenschaftlern der John-Hopskins Universität in Regen Kontakt und Austausch, ohne das den Wissenschaftlewrn das Alter des Jungen bekannt ist.
Session1: Nach dieser Keynote von Phillip Schmidt begannen die parallel laufenden Sessions. Ich begab mich zu Open Education in der (Hoch-)Schule zwischen ambitionierten Idealen und realem Alltag! – Mediendidaktische Professionalität zeitgemäß denken von Prof Dr. Sandra Hofhues und Prof. Dr. Kerstin Mayrberger. Hier sollte es um OEP (Open Education Practises) gehen. Dazu hatten die Referentinnen 3 Thesen aufgestellt die sie mit den Teilnehmern diskutieren wollten um die Widersprüche zwischen aktuellen Handlungspraktiken und Open Educational Resources (OER), Open Educational Prac-tices (OEP) und einer Open Education (OE) aufzuzeigen.
Annahme 1: Open Education braucht Grassroot-Initiativen und gute Beispiele dafür, dass eine Open Educational Practice in Lehrveranstaltungen funktioniert.
Dazu muss die Nutzung von Medien Alltag in Lehrinstitutionen werden, es wir eine Didaktik benötigt die Offenheit unter formalen Bedingungen, Partizipation mit OER und didaktischem Fundament bereitstellt. Es soll Material also handlungsorientiert aber kritisch angenommen und weitergegeben werden. Anmerkungen aus dem Teilnehmerkreis zeigten große Unterschiede zum Beispiel bei der Medienausstattung aber oft auch (Nicht-) Nutzung vorhandener Medien im Schulbereich auf. Zurückzuführen auf fehlende Medienkompetenz der Lehrkräfte, fehlende funktionierende einfach zu bedienende Medien. Es gab aber auch Erfolgsgeschichten wie zum Beispiel in einer Schule aus SH, in der jeder Lehrer mit iPad ausgestattet ist und sogar das Klassenbuch per Software geführt wird. Kerstin Mayrberger fordert für OER eine offene Bildungspraxis mit Partizipation, Abgabe von Verantwortung, der Mehrwert daraus muss für Lehrkräfte klar werden. Sandra Hofhues erwähnt ernüchternde Studien hierzu ? Welche sind das? (vielleicht bekomme ich per Twitter ja mal einen Link von Ihr den füge ich als Verweis dann in diesen Blog ein).
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Checkpoint bpb – die Montagsgespräche: „Revolution im Hörsaal? Neuronen, Bilderflut und die MOOCs“
Heute Abend moderierte Dunja Funke zum Auftakt der Reihe „Checkpoint bpb Montagsgespräche“ das Thema „Revolution im Hörsaal? Neuronen, Bilderflut und die Moocs. Mit einem Happen Wissen (einem Brownie mit aufgelegtem essbarem Tortendiagramm nebst passender Serviette mit zugehöriger Legende) wurden die Teilnehmer begrüßt und gleich wurde ihnen damit gezeigt, dass längst nicht alle Menschen an dieser „Bildungsrevolution im Netz“ teilhaben, da viele überhaupt keinen Internetzugang besitzen. Mit der neuen Lehrform der Moocs lässt Bildung sich also nicht so einfach in alle Zipfel der Welt tragen. Trotzdem sind die Teilnehmerzahlen der von den großen amerikanischen Universitäten veranstalteten Massive open online courses mit 100 – 160 Tausend Teilnehmern aus 190 Ländern gewaltig. Das davon nur ca. 20.000 TN den Abschluss des Kurses erreichern ist immer noch eine beachtliche Zahl, angesichts dessen es, bis auf den Online Zugang, keine Einschreibehürden für diese Art von Kursen gibt. Die Moocs biete kurze Videolerneinheiten mit anschließender Lernüberprüfung in Form von Quiz, Lückentext, Rechenaufgabe oder MC Test. Die Kooordination wird auf Plattformen zusammengeschlossener Universitäten realisiert, wie zum Beispiel Coursera, EdX, Udacity in Deutschland derzeit von iversity. Die amerikanischen Kurse folgen dabei dem Geschäftsmodell, Kurse umsonst, Zertifikat gegen Gebühren. Über diese Art universitäre Bildung anzubieten sollten heute Abend Christina Maria Schollerer, Autorin, Konzeptorin und Gewinnerin eines MOOC-Produktionsstipendiums des Stifterverbandes für die Deutsche Wissenschaft, und ihr Kollege Julian van Dieken, MOOC Regisseur und Video-Producer, Prof. Dr. Dr. Friedrich Hesse, Psychologe und Gründungsdirektor des Leibniz-Instituts für Wissensmedien, und Prof. Dr. Jörn Loviscach, Ingenieurmathematiker und „You-Tube-Professor“ mit aktuell 10,4 Millionen Klicks, diskutieren. Ja und die Diskussion drehte sich dann auch (nur) rund um die xMoocs und weniger um Neuronen und Bilderflut, die nur in die Überschrift Eingang fanden. Allerdings gab es hier eine interessante und auch kontroverse Diskussion um Sinn, Bedeutung, Zukunft und Erfolg der Moocs. In Deutschland befindet sich mit Hilfe von iversity und dem Deutschen Stifterverband die Moocanbietung gerade in einer Testphase. Christina Schollerer und Julian van Dieken stellten ihren Mooc mit dem Thema „The future of storytelling„, der sich gerade in Produktion befindet und am 25.10.2013 starten soll vor. 8 Wochen, 8 Kapitel, die jeweils in 4 Units (Untereinheiten) a 5 Minuten Video unterteilt sind vor. Dabei wiesen sie auf Probleme während der laufenden Produktionhin und zeigten das Anbieter von Moocs, die als Elemente Vorträge, Animationen, Interviews, Projektvorstellungen etc. einbinden wollen, nicht nur Dozenten sein müssen, sondern vielmehr gleichzeitig Kameramann, Interviewer, Grafiker, Moderator etc. sein müssen, was die Produktion auch für die Durchführenden lern- und arbeitsintensiv macht. Letztlich ist ein Projektteam notwendig, das eine Art Webshow produziert. Somit wird seit April 2013 geplant und seit Juni intensiv an 6 Tagen die Woche produziert, damit der Mooc am 25.10.2013 pünktlich an den Start gehen kann. Viele Sachen werden sich aber in weiteren Moocs durch Routine wieder etwas beschleunigen. Der eigene Anspruch für den Mooc ist Wissen komprimiert in kompakten Blöcken zu präsentieren, dabei massentauglich und einer großen Heterogenität der Studierenden gerecht werdend. Nicht zu verachten sind dabei auch rechtliche Fragen, da man die Kurse frei verfügbar ins Internet stellt, müssen Urheber- und Leistungsschutzrechte beachtet werden. Eine weitere Schwierigkeit ist die Wissensabfrage bei geisteswissenschaftlichen Themen, die nicht so ohne weiteres in Quiz- oder Lückentexte umgesetzt werden können, wie etwa binäre Themen. Jörn Loviscach ist eher ein Vertreter des Blended Learning, auch wenn er inzwischen einen Mooc bei Udacity anbietet, so sind seine Mathematikvideos auf YouTube eher dazu gedacht im Sinne des „flipped Classroom“ den Stoff zu Hause per Video zu erarbeiten und dann statt Vorlesung mit dem Dozenten intensiv über den Stoff zu diskutieren und ihn einzuüben. Seine zahlreichen Videos auf YouTube sind dabei ursprünglich aufgezeichnete Vorlesungen für Nachzügler an der Universität gewesen. Heute sind die Vorlesungen im Rahmen des „flipped classroom“ eher Übungen, wobei im Video der real vorhandene Teil der Interaktion mit den Studenten fehlt. Prof. Dr. Hesse macht in der Diskussion auf das Paradoxon aufmerksam, dass wir in den Schulen die Klassen gerne verkleinern wollen um bessere Lernergebnisse zu erzielen, hier mit den Moocs aber riesige Teilnehmerzahlen generieren und das als neusten Hype anpreisen. Veranstaltungen mit großen Teilnehmerzahlen gibt es schon seit 120 Jahren, als der erste Radiokurs (mit ca. 40 Tausend TN, bei 3% Abschließenden) startete. Bisher sind Mooc´s wenig erforscht und es gibt kaum empirische Ergebnisse zu dieser Lehrform. Dem Lernenden wird ein sehr großes Maß an Selbstorganisation zum Bestehen (oder Durchstehen) eines Mooc abverlangt, dies spiegelt sich auch in den erfolgreichen Teilnehmern wieder, die oft schon einen universitären Bildungsabschluss besitzen. Gefehlt in dieser Diskussion hat ein Ausblick auf die cMoocs, die konnektivistischen Moocs der kanadischen Universitäten rund um George Siemens und Stephen Downes , die nicht als Zertifikatskurse ausgerichtet sind, sondern zu einem Thema Impulse geben und dann für einen festgelegten Zeitraum Teilnehmer hierzu diskutieren und Inhalt generieren lassen. Vernetzung und kollaboratives Arbeiten steht dabei im Mittelpunkt. Des weiteren ist hier leider nicht auf didaktische Mittel eingegangen worden, die das Potential des Web 2.0 für eine Bildungsrevolution abrufen können. Lernen durch Lehren eignet sich zum Beispiel hervorragend um Lehrmaterial Peer to Peer zu entwickeln und bereitzustellen, also eine kollektive Wissenskonstruktion zu ermöglichen. Hier könnte das Internet dann als Gehirn genutzt werden und Menschen die sich wie Neuronen verhalten Wissen generieren.
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