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Soziale Lagen (Die Modelle von Hradil und Schwenk)

Zusammenfassung Kapitel Nr. 7 SB 3608

Soziale Lagen

Soziale Lagen bezeichnet ein Konzept, das alternativ zu Klassen und Schichten die sozialen Ungleichheiten an allen Merkmalen und für alle (erwachsenen) Gesellschaftsmitglieder erklären soll.  Hierfür sind verschiedene Modelle mehrdimensional angelegt.

S.Hradil definiert „Soziale Lagen“ wie folgt: Es sind „typische Kontexte von Handlungsbedingungen, die vergleichsweise gute oder schlechte Chancen zur Befriedigung allgemein anerkannter Bedürfnisse gewähren.

Er entwarf sein Modell aus „Verwunderung und Verärgerung darüber, dass die Analyse ungleicher Sozialstruktur in der Bundesrepublik wie auch in anderen fortgeschrittenen Gesellschaften in erster Linie mit Hilfe von Klassen- und Schichtmodellen betrieben wird,  dass diese Schemata aber den heutigen Gegebenheiten ganz offenkundig nicht mehr entsprechen“ (Hradil, 1987:7)

Ein weiteres wichtiges Merkmal in Bezug auf die Lebenslage eines Gesellschaftsmitglieds, die Hradil auch als „Kontexte von (un-)vorteilhaften Handlungsbedingungen“ bezeichnet, ist, dass sie sich untereinander aufeinander auswirken können. So hat Geld eine hohe Auswirkung auf viele andere Lebensbedingungen. Somit sind also nicht alle Komponenten des jeweiligen Situationskontextes gleich wichtig. Hradil spricht daher von „primären“ und „sekundären“ Dimensionen sozialer Ungleichheit (Hradil, 1987:10).

Charakteristische Merkmale von Lagemodellen sind:

  • sie sind mehrdimensional
  • die Dimensionen sind nicht additiv miteinander verbunden
  • Lagen bilden in erster Linie objektive Lebensbedingungen ab
  • müssen nicht notwendigerweise hierarchisch angeordnet sein

Probleme bei der Entwicklung von Modellen „sozialer Ungleiheit“ : die vielfältigen Dimensionen in ein (noch übersichtliches) Strukturmodell der sozialen Ungleichheit umzusetzen.

Den schon früher verwendeten Begriff „soziale Lagen“ machte S. Hradil in seiner Veröffentlichung ( „Sozialstrukturanalyse in einer fortgeschrittenen Gesellschaft. Von Klassen und Schichten zu Lagen und Milieus“ 1987 bekannt.

Hradil hat in seinem Ursprungswerk im Jahr 1987 versucht, auf Grundlage seines Lagen-Konzeptes erstmals ein Modell allgemeiner sozialer Lagen für die Bundesrepublik zu entwerfen (Hradil, 1987:154-156 (Tabelle))9. Daher enthält das Modell 13 verschiedene soziale Lagen sowie deren primäre und sekundäre Dimensionen ungleicher Lebensbedingungen (Lebenslagedimensionen) in ihren Ausprägungen. So ist beispielsweise die Lebenslage eines „Normalverdieners mit mittleren Risiken“ durch ein mittleres Gehalt (primäre Dimension), relativ wenig Risiken (primäre Dimension), mittlere Bildung (sekundäre Dimension), mittleres Prestige (sekundäre Dimension), mittlere formale Macht (sekundäre Dimension), guten Arbeits-, Wohn- und Freizeitbedingungen (sekundäre Dimension) und einer guten sozialen Absicherung (sekundäre Dimension) geprägt. Hradil weist darauf hin, dass in den unteren Statuslagen mehr Dimensionen sozialer Ungleichheit von Bedeutung, als in den oberen Statuslagen. Auch sind in den unterschiedlichen sozialen Lagen zum Teil unterschiedliche Dimensionen wichtig (ebd.:156).

Eine Bedeutung erhält der Status, wenn man die Positionierungen eines Gesellschaftsmitglieds in verschiedenen Dimensionen betrachtet. So kann es beispielsweise zu einer „Statusinkonsistenz“ kommen, wenn der Status eines  Individuums in unterschiedlichen Dimensionen sozialer Ungleichheit keine einheitlichen Positionierungen aufweist. (ebd.). Insgesamt können die in den Dimensionen sozialer Ungleichheit versammelten (un-)vorteilhaften Lebensbedingungen umfangreiche Folgen auf das Handeln und die Lebensweise der Menschen, die von sozialen Gruppierungen geteilt werden können (Hradil, 2006:197).

Der deutsche Otto Schwenk versuchte das Modell von Hradil empirisch anzuwenden und entwickelte in einer Sekundäranalyse der Daten von Hradil Profile sozialer Lagen in  Deutschland, die er grafisch darstellte.

Kennzeichnend für alle Modelle „Sozialer Lagen“ ist die mehrdimensionalität, die es ermöglicht differenzierte Ungleichheitsmerkmale zu beschreiben und nicht mehr den Beruf als dominates Merkmal aufweisen, den Modellen wird aber oft reine Deskription vorgeworfen, ohne eine Erklärung sozialer Ungleichheiten zu geben.

Anmerkung: Zum Kapitel 7 gab es auf Moodle keine Fragen, so habe ich es für Euch relativ knapp zusammengefasst und nur die wichtigsten Kernaussagen exzerpiert.  Zusätzlich habe ich eine BA Arbeit im Netz gefunden, die sich zwar auf Kinderarmut in Brandenburg bezieht aber  im Vorfeld sehr detalliert auf soziale Ungleichheiten eingeht. Dabei beziehen sich so einige Passagen auf den uns als SB 3608 vorliegenden Text von Nicole Burzan. Wen es interressiert hier der Link zum weiterlesen.

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